Komponistin des Monats: Elisabetta de gambarini
Die Reihe “Komponistin des Monats” startet mit einer Musikerin und Künstlerin aus dem 18. Jahrhundert: Elisabetta de Gambarini! Wer sie war, was sie komponierte, welch großartige Businesswoman sie schon damals war und mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen hatte - all das erfährst du in diesem Blogpost!
Die wichtigsten Eckdaten
Unsere Entdeckungsreise in die Welt der Komponistinnen beginnt mit einer Künstlerin aus dem 18. Jahrhundert. Elisabetta de Gambarini wurde 1730 in Middlesex geboren wurde und starb 35 Jahre später in London. Da ihre Mutter Musiklehrerin war, wurde sie von Anfang an in Gesang, Gehörbildung und Instrumenten unterrichtet. Eine Besonderheit in ihrer künstlerischen Tätigkeit war ihre Vielseitigkeit: Sie spielte Cembalo, Orgel, komponierte, sang und trat regelmäßig auf – unter anderem ihre eigenen Stücke spielend! Dies wurde auch von Händel erkannt, der sie mehrere seiner Stücke singen und aufführen ließ, darunter zum Beispiel Occasional Oratio. Sie war auch die erste Komponistin aus Großbritannien, die eine Etüdensammlung für Tasteninstrumente publizierte. Elisabetta de Gamberini war neben einer auftretenden, performenden Künstlerin auch Komponistin und Unternehmerin, da sie ihre Werke publizierte und anstrebte, von anderen Menschen und Musiker*innen gesehen zu werden.
De Gambarini als Künstlerin
Damals war es noch eher ungewohnt, Frauen in öffentlichen Konzerten zu sehen, oft durften sie nur zuhause oder in Musiksalons und Wohnzimmern anderer Familien spielen. Im 18. Jahrhundert konnten sie aber, so auch de Gambarini, vermehrt öffentlich auftreten, vor allem auf Charityveranstaltungen oder in öffentlichen Einrichtungen, wobei sie als Frauen aber immer noch die Werte „bescheiden, häuslich und moralisch“ vertreten sollten.
Als sie entschied, ein Orgelkonzert zu veranstalten, war dies damals eine Besonderheit, man kannte keine Frau, die zuvor ein öffentliches Konzert an der Orgel spielte! Elisabetta konnte sich also auch gut vermarkten und wollte immer ihre vielseitige Begabung zeigen, so auch das Singen, neben dem Komponieren und Orgelspielen – oft konnte man all diese künstlerischen Seiten von ihr in nur einem Konzert erleben! Oft veranstaltete sie in ihrem Haus Ausstellungen, die sie musikalisch untermalte, zu denen sie Adelige einlud und sie dadurch aufmerksam auf ihre Konzerte machen wollte.
Businesswoman im 18. Jahrhundert
Da Elisabettas Vater bekannt mit Adeligen war, konnte sie viele gute Kontakte knüpfen, widmete sogar dem Prince of Wales eine Komposition und hatte so immer einige Menschen, die ihre Publikationen kauften und spielten. Als ihr Vater starb, erbte sie eine große Kunstsammlung, die sie innerhalb von vier Jahren während ihrer Hauskonzerte wie eine Art Auktion verkaufte. Dafür schrieb sie Werbungen, lud reiche und bekannte Menschen ein und konnte neben dem Kunstverkauf ihre Musik bewerben.
#METOO im 18. Jahrhundert
Ein Jahr vor ihrem Tod heiratete Elisabetta einen Mann namens Steven Chazal – wohlgemerkt war sie aber schon vor ihrer Hochzeit ein bekanntes und angesehenes Mitglied der Londoner Society. Leider mussten die meisten Frauen damals, wenn sie heirateten, ihren Beruf aufgeben und das tun, was ihre Männer von ihnen erwarteten – so auch de Gambarini, die nach ihrer Hochzeit kaum mehr künstlerisch auftrat und nichts mehr publizierte. Von ihrem Privatleben in diesem letzten Jahr ist nicht viel bekannt, es gibt aber Aufzeichnungen, die belegen, dass sie von ihrem Mann unter häuslicher Gewalt litt und ihn auch anklagte, was damals so gut wie nie vorkam. Sie konnte aber auf Hilfe ihrer Mutter und Zeuginnen bauen, die sie unterstützten und ihr halfen – ihr Mann floh daraufhin nach Frankreich, ohne jemals vor Gericht gezogen zu werden. Einige Monate später starb de Gambarini im Alter von nur 35 Jahren, weshalb genau, weiß man (noch) nicht.
Wenn Du nun etwas von Elisabetta de Gambarini spielen möchtest, kann ich dir Melanie Spanswicks Sammlung WOMEN COMPOSERS im Schott Verlag empfehlen. In Band 1 ist ein relativ einfaches Stück für Klavierspielende im ersten oder zweiten Lernjahr zu finden, Minuet in F major, ein Video zu dem Stück verlinke ich dir unten!
Schreibe mir gerne, ob du Elisabetta de Gambarini kanntest, was Dich über ihre Biographie überrascht hat oder über welche Komponistin du gerne im nächsten Artikel mehr lesen möchtest!
Video zu ihrem Minuet in F major
Quellen Text:
https://www.amodernreveal.com/elisabetta-de-gambarini
https://komponistinnen.org/artists/gambarini-elisabetta-de/
Alison DeSimone (2021) Musical Virtue, Professional Fortune, and Private Trauma in Eighteenth-Century Britain: A Feminist Biography of Elisabetta de Gambarini (1730–65), Journal of Musicological Research,40:1, 5-38, DOI: 10.1080/01411896.2020.1735937