Sabrina Künig

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Maruja Hinestrosa - kolumbien

Die Kolumbianerin wurde 1914 in Nariño geboren und starb vor erst 20 Jahren als eine der bekanntesten kolumbianischen Komponistinnen, die sich in einer Kompositionsgruppe durchsetzte, die eigentlich Männern vorbehalten war. Ihre musikalischen Anfänge waren der Solfége- und Klavierunterricht in ihrer katholischen Schule, dort wurde sie von einer deutschen Schwester, Madre Bautista, unterrichtet und schrieb ihr erstes eigenes Stück mit 14 Jahren. Dieses Stück, El Cafetero, wurde schnell in ganz Kolumbien bekannt als DIE Melodie des Kaffees.

Von Popmusik zu Folklore und ernsten Klavierwerken

Ähnlich den anderen bereits vorgestellten Künstlerinnen, spezialisierte sie sich auf Klavierwerke und Stücke für Klavier und Violine, die nicht nur in einem klassischen, „ernsten“ Stil geschrieben waren, sondern teilweise auch zur Popularmusik zählen. Hinestrosa schrieb sehr viel katholische Musik, aber auch Tangos – damals ein sehr klarer Gegensatz, da Tango mit Prostitution assoziiert war. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Tango aber immer bekannter und weit über die Grenzen Montevideos und Buenos Aires´ getanzt, gespielt und gesungen. So auch in Kolumbien, vor allem in Medellín. Vor 1950 wurde kaum ein Tango von einer Frau komponiert, Hinestrosa hingegen, die in einem konservativen Teil Kolumbiens lebte, schrieb ihren ersten Tango schon 1930 und spielte diesen in der Öffentlichkeit.

Da Hinestrosa unglaublich viel komponierte, ihr Leben dem Erschaffen musikalischer Werke widmete, wählte ich für heute zwei Stücke aus: Fantasía sobre aires colombianos (Fantasie über typische kolumbianische Genres) und einen Tango – „Amigo mío“.

Ersteres erkundet einen eher akademischen Zugang und wurde circa 1950 veröffentlicht. Hinestrosa gibt darin Anspielungen auf einige typisch kolumbianischen Tänze wie Bambuco (der aus den Anden stammt), Guabina (etwas langsamer) Pasillo (wieder schneller). Als Hörende können wir den dramatischen und kraftvollen Charakter spüren und verschiedene Rhythmen erkennen. Das Stück beginnt mit einem forte, klingt dramatisch, geht dann recht schnell in einen melancholischen Teil mit vielen Arpeggios über und endet rhythmisch und verspielt - die Tänze sind klar zu erkennen.

Ein großer Kontrast dazu ist ihre Fantasía española, eine Hommage an das Geburtsland ihres Großvaters.

Luis Mesa Martinez, ein Pianist und Musikwissenschafter, schreibt in seinem Buch über Hinestrosa, dass er vor allem mit den Stereotypen weiblicher Komponistinnen brechen wollte, denn oft werde davon ausgegangen, dass Frauen weicher, zarter, langsamer komponierten – was sie nicht nur künstlerisch reduziert, sondern ihnen eine musikalische Bandbreite nahezu abspricht. Wenn ihr euch aber die beiden Stücke anhört, werdet ihr erkennen, dass Hinestrosa diese Bandbreite auskostet, zwischen Weichheit und Aggression changiert und ihre Werke auf jeden Fall öfter gespielt werden sollten.

Gibt es auch Noten?

Wenn Du jetzt Lust aufs Klavierspielen bekommen hast, findest du die Noten wie immer hier, und hier gibt es eine Transkription von El Cafetero. In dieser Arbeit findest du auch die Noten zweier Stücke, du musst nur etwas suchen - und nicht vergessen, diese Noten sind immer nur zu deinem eigenen Gebrauch nutzbar.

Welches Stück war heute dein Favorit? Der Tango? Oder die Fantasía? Hinterlasse mir gern einen Kommentar mit deinen Gedanken :)

Quellen: https://www.javeriana.edu.co/pesquisa/la-historia-de-la-pianista-colombiana-maruja-hinestrosa-y-su-herencia-eterna/

https://www.youtube.com/watch?v=e7K7cUd2zPM www.gabrielacalderonc.com/musas http://mesamartinez.com/docs/Maruja-Hinestrosa-Mesa-Martinez-Capitulo-I.pdf