Patricia Martínez - Music straight outta argentina
Update am 13.4.23: Leider habe ich gerade erfahren, dass Patricia Martínez im Alter von 49 Jahren verstorben ist. Dennoch hat sie in diesen Jahren ein großes Œuvre erschaffen können - es lohnt sich wirklich, hinein zu hören.
Sommer im Januar!?
Den Winter in Wien habe ich für Sommer in Lateinamerika getauscht – und nun sitze ich hier bei 35 Grad in Buenos Aires, nach zwei Wochen des Nicht-Arbeitens, mit geschlossenem Laptop und ganz viel Kultur in der Stadt (und etwas Natur in Patagonien, um das Gleichgewicht beizubehalten). Das unglaublich diverse kulturelle Angebot in Buenos Aires hat mich auf eine spannende Komponistin aufmerksam gemacht: Patricia Martínez.
Eine kleine Bio und große interdisziplinäre Ideen
Martínez drückt ihre Ideen nicht nur als Komponistin aus, sondern auch als interdisziplinäre Performerin und Künstlerin, deren Werke von vielen internationalen Ensembles aufgeführt wurden - da konnte ich als Rhythmikerin natürlich nicht weghören. Gespielt wurden ihre Kompositionen nicht nur in ihrem Geburtsland Argentinien, sondern tatsächlich auch schon mehrfach im deutschsprachigen Raum, zum Beispiel 2020 in Linz am Ars Electronica Festival oder in Bludenz.
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2021 schuf sie das Werk „Hoy no muero“ – Heute sterbe ich nicht, mit dem sie die Musik als friedliche Waffe gegen Ungerechtigkeit und Gewalt einsetzen möchte. Die Inspiration für den Titel fand sie in Ruth Tomatis Buch „Hoy no muero“, geschrieben hat sie es, während sie Eisler-Stipendiatin in Leipzig war und sich dadurch fünf Monate lang nur dem Komponieren widmen konnte.
Vida ist ein binaural-visuelles Erlebnis, schalte es einfach ein, während du dir den Rest hier durchliest.
Dieses Stück reflektiert über die Natur, unseren Umgang mit ihr und unserer Umwelt, welchen Einfluss wir als Menschen haben und dem Posthumanismus. Ausschlaggebend war für Martinez und den visuellen Künstler Luis Paris dabei ein extremes Feuer in Brasilien vor 4 Jahren. Die Sounds, die du hier hörst, sind Feldaufnahmen aus der Natur, die danach digital bearbeitet und in einen musikalischen Kontext gesetzt wurden, während die Visual, also die Wellen wie ein Horizont wirken, wie Landschaften, Leere, Dunkelheit, sich dabei aber stetig verändern.
DAS WISSEN WEITERGEBEN
Die Kombination unterschiedlichster Tätigkeiten ist hier bereits keine absolute Neuigkeit mehr: Wie viele der anderen Komponistinnen unterrichtet auch Martínez. Nach Stationen als Lehrende an der Stanford University, dem Konservatorium in Lima und der Universidad de Costa Rica gibt sie ihr Wissen mittlerweile in Quilmes und Buenos Aires an Universitäten weiter und wirkt als Organisatorin und Creative Director unterschiedlichster Ensembles und Organisationen mit. Ihre Unterrichtsinhalte variierten von Musiktheorie und Einführungen in die Musik des 20. Jahrhunderts über Sound Creation, Improvisation zu experimenteller Musik.
AUFFÜHRUNGEN IN EUROPA
In Baden-Württemberg zeigte sie eines ihrer Klaviersolos, „Outside“, an den Donaueschinger Musiktagen, eines der ältesten Musikfestivals für Neue Musik, das seit 1921 jährlich stattfindet. Vor drei Jahren konnte man ihr Werk „Pure Consciousness Invention“ in Linz hören
STÜCKE MIT UND FÜR KLAVIER
“De la multiplicidad del ser”- Dieses Stück wurde 2017 geschrieben, dauert nur eine Minute und wurde von Leandro Rodríguez Jáuregui gespielt
Höre dir hier „Es fugado“ an, das 2018 komponiert und ebenfalls von Leandro Rodríguez Jaúregui aufgeführt wurde.
„Suite dedo afónica“ ist ein bereits 29 Jahre altes Stück, das in folgendem Audio von Martínez selbst gespielt wird. Die Noten dafür kannst du hier online bestellen und ganz einfach ausdrucken.