Nneka Cummins - United Kingdom
Ein umgedrehtes Glas, Weinflaschen, Metallbolzen im Klavier und wie das klingt, erfährst du im neuen Artikel. Nimm dir drei Minuten Zeit, schalte deine Kopfhörer ein und entdecke neue, zeitgenössische musikalische Werke.
2022 beende ich mit Artikeln über zeitgenössische Komponist*innen, den Auftakt macht hier Nneka Cummins (they/them).
Akustik – Elektroakustik – Filmmusik
Vielseitigkeit ist wohl eine gute Bezeichnung für Nneka Cummins. Früher Vollzeit als Solicitor, also im Rechtsbereich, tätig, bewegt sich Cummins in all den oben genannten musikalischen Bereichen und kreiert musikalische Werke in unterschiedlichsten Besetzungen, sei es akustisch, elektroakustisch oder auch Filmmusik. Inspiration findet Nneka in zeitgenössischer klassischer Musik, Folk, Musik aus der westafrikanischen und karibischen Diaspora und Groove sowie Stücke und Songs, in denen Sampling-Techniken verwendet und so Klänge zerlegt und neu erfunden wurden. Letzteres ist für Cummins besonders spannend, da so die Energie, die Essenz des bereits Aufgenommenen eine neue Bedeutung finden und somit die klangliche Gegenwart bereichern und erweitern kann. Als Kind spielte Nneka Violine und begann mit 14 Jahren, erste musikalische Stücke zu schreiben, inspiriert von der Vielseitigkeit der Geige und dem eigenen Können am Instrument. Nneka improvisierte auf der Violine, erfand eigene musikalische Ideen und fand Ruhe und Freude am Niederschreiben dieser Musik.
everyone´s a catfish
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von kammermusik über orchester zu solos
Eines von Cummins´ neuesten Stücken, Metal Tapestry, wurde vom Liverpool Philharmonic´s Ensemble kürzlich uraufgeführt, du kannst es dir hier anhören. Metal Tapestry war ein Auftragswerk, dass Nneka Cummins als Preisträger*in des Rushworth Composition Preises realisieren durfte. Dafür bekam Nneka während eines gesamten Jahres die Möglichkeit, an Mentoringsessions, Meisterklassen und Workshops mit führenden Künstler*innen teilzunehmen und sich so dem Komponieren widmen zu können. Im nächsten Video ist das Stück Meandering Wings zu hören, das von der Natur und Vögeln inspiriert und ein nicht allzu oft gehörtes Duo bestehend aus Altquerflöte und Harfe zeigt. Beide Instrumente komplettieren einander, spielen sowohl melodisch als auch perkussiv, das Fliegen und Fließen in der Natur wird besonders durch den sich immer bewegenden Flötenpart erlebbar gemacht.
Weinflaschen im Klavier
Besonders spannend für Pianist*innen ist das Stück The Space in Between (2021), das für präpariertes Klavier (Solo) geschrieben wurde. Dafür experimentierte Nneka, eigentlich kein*e Pianist*in, wie xier selbst sagt, mit aufgeschnittenen Weinflaschen, Metallbolzen und anderen metallischen Objekten, die sie im Inneren eines Flügels drapierte. Dadurch verändert sich der Klang des Klaviers, wenn die Tasten gespielt werden, deren Saiten präpariert wurden. Falls das etwas ganz Neues für dich ist, findest du hier ein Video, das die Basics des präparierten Klaviers erklärt. In diesem Video siehst und hörst du wie Hauschka, ein deutscher Pianist, der sehr viel mit präpariertem Klavier experimentiert, eine Klanglandschaft erschafft mit Tictacs, Klebeband, Radiergummis und mehr im Klavier.
The Space in Between besteht aus drei Sätzen, die klar erkennbar sind, wenn du genau hinhörst:
what is
must be
then decay
Leider gibt es (noch) keine Noten zu diesem Stück zu kaufen, ich kann dir aber nur ans Herz legen, dir hier Inspiration zu holen und an einem Flügel (vielleicht auch mit deiner*m Klavierlehrer*in) mit verschiedenen Sounds zu improvisieren. Wenn du, wie ich, nur ein Klavier zuhause hast, kann man auch dieses öffnen und zumindest die Saiten abdämpfen und so den Klang einiger einzelnen Saiten verändern. Es macht auf jeden Fall unglaublich viel Spaß, so noch mehr aus dem Klavier herauszuholen!
Quellen:
https://soundandmusic.org/discover/composer/nneka-cummins/
https://soundcloud.com/nnekacummins
https://thetungauditorium.com/events/ensemble-1010-october-2022
Korrespondenz mit Nneka Cummins